Trächtigkeit

In Zeiten des Internets sind Welpentagebücher bei vielen Züchtern “in Mode“ gekommen und werden auf unterschiedliche Art dokumentiert. Wenn ich auch eher wenig Interesse daran habe, aktuelle Trends mitzumachen, reizt doch der Gedanke, sowohl unseren Welpeninteressenten, die z. T. schon früh vorausgeplant haben und bei uns lange auf einen Welpen warten, Einblicke in den gesamten Ablauf der Trächtigkeit und Welpenaufzucht zu geben, als auch für unsere Familie die Beobachtungen festzuhalten. So können wir bei späteren Würfen leichter Vergleiche ziehen.
Also werde ich versuchen, unsere Welpenfamilien ein wenig teilhaben zu lassen an den spannenden Monaten, bevor ihr Welpe geboren, gut acht Wochen später abgegeben wird und endlich in sein neues zu Hause einziehen kann – hoffentlich, denn bis dahin ist es ein langer und nicht immer erfolgreicher Weg.

Nachfolgende Fotos entstanden ca. eine Woche vor dem Wurftermin.

     

Wurfplanung
Bereits unsere Suche nach einer dritten Goldenhündin, die sich über mehr als ein Jahr bis 2007 hinzog, geschah mit dem Gedanken, später einmal unsere Zucht fortsetzen zu können.
Trotz aller Umsicht bei der Auswahl eines Welpen und vieler Recherchen in Datenbanken über Gesundheitswerte, Prüfungen und Ausstellungsergebnisse steht es in der Sternen, ob der „Hoffnungsträger“ später tatsächlich alle Hürden nehmen wird, die für eine Zucht im DRC erforderlich sind. So war natürlich unsere Freude groß, als Paula im Sommer 2008 ihre Zuchtzulassung erhielt und dabei mit guten Gesundheitsergebnissen abschnitt.
Zunächst stellte sich uns die Frage, ob bei steigenden Welpenzahlen in den Zuchtverbänden nach wie vor eine Vermittlung eines Wurfes in geeignete Familien möglich ist. Die aktuellen Erfahrungen „unserer Züchterin“ Bärbel haben uns hier geholfen, eine realistische Einschätzung zu treffen und uns an die weitere Planung heran zu wagen. Unsere zweite große Unterstützerin war Esther, die meine Ideen zu einer Homepage in die Realität umsetzte. Die meisten Welpeninteressenten möchten über das Internet die Möglichkeit nutzen, sich über Züchter, Hunde und Wurfplanungen zu informieren.
So kündigten wir bereits Ende 2008 Paulas ersten Wurf über die DRC-Seiten an und waren sehr überrascht, wie viele Retrieverfreunde bereits langfristig planen und Kontakt aufnehmen. Wäre die Welpenabgabe mit den Sommerferien 2009 zusammengefallen, hätten wir nach den Anfragen glatt eine eigene Welpengruppe für Lehrer bilden können. Logisch, denn hier besteht die Festlegung der Urlaubszeit, in der eine Welpeneingewöhnung idealer Weise liegen sollte.
Aber die Realität ließ einen späteren Termin erwarten – also keine „Lehrergruppe“.
Bereits Monate im Voraus wurden Ausstellungen besucht und Daten unzähliger Rüden im dogbase-Programm abgefragt. Letztlich wurde mit dem Zuchtziel „gesunder, sanfter, temperamentvoller, aber nicht überdrehter Familienhunde“ eine Auswahl getroffen und mit der Rüdenbesitzerin abgestimmt.

     
     

Vorbereitung
Frühzeitig vor der erwarteten Läufigkeit stand im März 09 ein Besuch beim Tierarzt an, um Paulas Jahresimpfe um ein paar Monate vorzuziehen. Für einen späteren Wurf verspreche ich mir dadurch neben dem eigenen Infektionsschutz der Hündin eine verbesserte Weitergabe von körpereigenen Abwehrstoffen an die Welpen.
Unsere Tierärztin bescheinigte Paula eine gute Gesundheit und Kondition. Wir vereinbarten einen neuen Termin, sobald die Läufigkeit einsetzt.
Ein paar Wochen später Ende März 2009 führte ich bei unseren drei Goldies eine Wurmkur durch.

     
 
     
 
     

Läufigkeit und Besuch beim Rüden
Paula hat bereits drei Läufigkeiten durchgemacht, in der kommenden vierten Hitze soll nun die Belegung für ihren ersten Wurf erfolgen. Die Abstände zwischen den Läufigkeiten lagen bisher bei 5 ½ bis 6 ½ Monaten, so dass wir Anfang Mai 2009 als Hitzebeginn vermutet hatten. Davon wurden wir aber schon am 15. April überrascht, da zeitgleich auch unsere Kira läufig wurde und Hündinnen eines „Rudels“ häufig zeitgleich mitziehen.
Zwei Tage später ließ ich bei unserer Tierärztin eine erste Vaginalabstrichuntersuchung vornehmen. Gelegentlich kommen Bakterieninfektionen vor, die eine Trächtigkeit erschweren können und sinnvoller Weise vor dem Decken behandelt werden sollten. Zum Glück war alles im grünen Bereich und keine Behandlung erforderlich.
Am 8. Läufigkeitstag zeigte Paula erstes Standhitzeverhalten bei unseren anderen Hündinnen.
Zu unserem großen Schrecken musste unsere 10jährige Kira noch am gleichen Tag wegen einer Magendrehung notoperiert werden. Zudem schien ihre Läufigkeit unnormal, so dass gleichzeitig die Gebärmutter entfernt werden musste. Natürlich überlegt man in einer solchen Situation, die gesamten Planungen des letzten halben Jahres über Bord zu werfen und den Wurf zu verschieben. Aber was hängt alles daran: Vorbereitungen mit Paula, Urlaubsplanungen, wartende Welpeninteressenten, etc. . Nachdem Kiras OP sehr gut verlaufen war und sie bereits am Folgetag wieder durch den Garten laufen konnte, entschieden wir uns, den C-Wurf zu planen wie gehabt.
Um Paulas „Tag der Tage“ nicht zu verpassen, fuhr ich am 9. Tag, Donnerstagvormittag mit ihr in die TA-Praxis, um einen Zell-Abstrich sowie einen Hormonost-Schnelltest durchführen zu lassen. Die Verfahren dienen der Bestimmung des Ovulationszeitpunktes (Sprengung der Eier aus dem Eierstock), auf den der Deckzeitpunkt abgestimmt sein sollte. Die Wissenschaft geht davon aus, dass die Eier weitere 2 – 3 Tage nach der Ovulation reifen müssen, bevor sie für einige Stunden befruchtungsfähig sind. Um die Sicherheit bei der Bestimmung des idealen Deckzeitpunktes noch zu erhöhen, ließ ich gleichzeitig eine Blutprobe für eine Progesteronuntersuchung abnehmen und nach Hannover in ein Speziallabor einsenden.
Ein paar Stunden später kam der Anruf aus der Praxis, dass die Belegung bereits am Freitagabend (10. Tag), spätestens am Samstag (11. Tag) erfolgen sollte. Der erhoffte telefonische Rückruf aus dem Untersuchungslabor in Hannover blieb bis zum Wochenende aus. Angeblich durch eine Panne bei der Post war es zu keiner rechtzeitigen Untersuchung dort gekommen, so dass ich ohne den Progesteron-Zähltest auskommen musste, welcher derzeit als eine der sichersten Bestimmungsmethoden gilt.
Zudem stand unser ausgewählter Rüde Troy erst am Samstagabend zur Verfügung, da er noch auf einer Ausstellung vorgeführt wurde. So fuhr ich - nur äußerlich gelassen, aber doch sehr angespannt - am 11. Läufigkeitstag samstagnachmittags in Richtung Holland zu Mieke Gerritsen. Ich hatte mir dort den Rüden „Chicago Down Town van de Beerse Hoeve“ genannt „Troy“ ausgesucht, der sowohl von seinem sicheren sanften Wesen, guten Gesundheitswerten als auch von seinem kräftigen, kompakten Körperbau als idealer Partner für Paula erschien.
Mieke Gerritsen ist Profi in der Retrieverzucht und verstand es, die Hundehochzeit zu einem unkomplizierten und relativ entspannten Ereignis zu gestalten. Wir haben uns anschließend Zeit genommen und Paula und Troy noch eine Stunde gemeinsam spielen lassen, bevor ich mit Paula die Heimreise antrat.
Zwei Tage später wurde am 13. Tag ein erneuter Zellabstrich und ein Hormonost-Schnelltest in unserer Tierarztpraxis durchgeführt. Beides bestätigte, dass die fruchtbare Phase noch nicht abgeschlossen war. Also hieß es erneut: Holland, wir kommen! Beide Hunde kannten sich und die Geschehnisse inzwischen schon, so dass dieser Deckakt ebenfalls sehr schnell und unkompliziert zustande kam.
Bereits am 14. Läufigkeitstag klang die Standhitze ab, am 15. Tag wäre eine Paarung vom Verhalten der Hündin her nicht mehr möglich gewesen. Parallel dazu bestätigte meine Tierärztin den bevorstehenden Abschluss der Läufigkeit anhand der Zelluntersuchung.
Am 16. Tag fraß Paula wieder wie immer, während sie in der kompletten Woche zuvor sehr wählerisch war. An diesem Tag endete auch die Läufigkeitsblutung.
Natürlich kann man nie sagen, ob ein Deckakt letztlich erfolgreich war, aber der vorgenannte Ablauf mit dem nahezu übereinstimmenden Untersuchungswerten und Verhalten der Hunde stimmte uns erstmal zuversichtlich.

     
     

Erste Trächtigkeitswoche
Die Vorfreude nach der vielversprechenden Paarung wurde bereits am Ende der ersten Woche (die ich der guten Hoffnung halber vorsorglich mal Trächtigkeitswoche nenne) getrübt. 5 Tage nach dem zweiten Besuch in Holland trat bei Paula geringfügig weißlich gelber Scheidenausfluss auf. Ansonsten war Paula absolut gut drauf, hatte auch kein Fieber. Die Tierärztin riet zum Einsatz des schwangerschaftsverträglichen Antibiotikums Synulox.
Ein solcher Ausfluss wird bei gedeckten Hündinnen sehr häufig festgestellt. Ich beschloss, abzuwarten und die Entwicklung des Ausflusses zu beobachten. Gerade in der ersten Trächtigkeitshälfte, wenn die Organe gebildet werden, möchte ich die Anwendung jeglicher Antibiotika wenn möglich vermeiden. Daher entschied ich mich alternativ, mit homöopathischen Mitteln in Form von Globuli zu behandeln und setzte anfangs stündlich, ab dem dritten Tag dreimal täglich Echinacea D6, Pulsatilla D6 und Sepia D6 im Wechsel ein.

 

Zweite Trächtigkeitswoche
Der Ausfluss hielt über 10 Tage an und ebbte bis zum 14. Trächtigkeitstag vollständig ab. Ein Glück, und wir hofften, dass es dabei blieb!
Auch wenn man als Züchter weiß, dass die Nidation - die Einnistung der Eizellen in der Gebärmutter - erst 18 bis 20 Tage nach der Belegung erfolgt und - wenn überhaupt - erst dann erste Anzeichen für eine Trächtigkeit auftreten, hat man die Hündin ständig im Auge und redet sich in seiner Hoffnung viel Unsinn ein. Schläft sie nicht viel mehr als sonst? Sie ist ja noch anhänglicher als gewohnt! Und vor Allem: Dieser „schwangere Blick“!?
Paulas Appetit war jedenfalls wieder wie früher.
Wie schon in der Vorwoche habe ich besonders auf viel Bewegung geachtet. Neben kleinen Spaziergängen gab es die tägliche 3,5-km-Runde und eine vergleichbare Strecke im lockeren Trab am Fahrrad.

     
     

Dritte Trächtigkeitswoche
Der hoffnungsvolle Züchterblick wurde in dieser Woche nochmals verstärkt (wenn das denn überhaupt noch möglich ist – man darf es wirklich keinen „normalen Leuten“ erzählen!), da die Phase der Einnistung der Eizellen ansteht.
Paula muss das gemerkt haben, denn nach gut zwei Wochen setzte wieder ihre Futtermäkeligkeit ein. Am Ende der dritten Woche wurde dann schließlich ihre gewohnte Futtersorte vollkommen verschmäht, zwei Tage später auch eine andere Sorte, die ich als Alternative anbot. Zum Glück nahm Paula Leckerchen gerne an.
Ebenfalls waren die Milchleisten leicht verdickt, die Zitzen aber noch nicht angeschwollen.
Leider ergeben sich die vorgenannten Anzeichen auch bei Scheinträchtigkeiten, so dass sie nicht als sicheres Zeichen gewertet werden können, dass wirklich ein Wurf erwartet wird. Zudem sind Hunde in der Lage – und es kommt nicht selten vor – angelegte Früchte bis zur Hälfte der Trächtigkeit im Körper zu resorbieren.
Von einer Zunahme des Leibesumfanges konnte zu diesem Zeitpunkt keine Rede sein. Fruchtanlagen wären zu diesem Zeitpunkt winzig. Zudem hatte Paula durch die Futtermäkeligkeiten der letzten Zeit von 30 auf 28 kg abgespeckt.

     
Vierte Trächtigkeitswoche
In der kompletten vierten Woche hielt Paulas absolute Verweigerung an, morgens und abends auch nur einen Krümel von Ihren beiden Grundfuttersorten zu fressen. Auch die Gemeinschaft mit den gierig schlingenden Rudelgefährtinnen Ambra uns Kira konnte sie hierzu nicht animieren. Insofern verwunderte es mich nicht, dass bis zum Ende der Woche noch keinerlei Zunahme des Bauchbereiches deutlich wurde. Im Gegenteil erstaunte eher, dass sie trotz der Mäkeligkeit noch eine gute Figur hatte. Anscheinend lieferten die unterschiedlichen Leckerchen, die sie über den Tag verteilt bekam, doch mehr Energie als gedacht, obwohl ich mich bemühte, Paula nicht damit satt zu füttern. Schließlich hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, ihr bald wieder ihr Hauptfutter schmackhaft zu machen.
Ob es durch eine Trächtigkeit bedingt war oder mit der Futterverweigerung zusammenhing: Paula schlief deutlich mehr als sonst. Oft bekam sie gar nicht mit, was rund um sie passierte.
Am Ende der vierten Woche meinte ich, ein leichtes Abheben und eine Rötung der Zitzen festzustellen. Diese Beobachtung war aber wieder so zweifelhaft, dass es auch nur eigenes Wunschdenken sein konnte.
Weiterhin stellte ich bei unseren Spaziergängen und Fahrradrunden erstmals einen zähen, glasigen Ausfluss fest. Könnte das der in der Fachliteratur über Hundezucht häufig beschriebene sichere Hinweis auf Trächtigkeit sein?
     
 
     
 
     

Fünfte Trächtigkeitswoche
Die Spannung stieg: Am 28. Tag nach dem zweiten Decken war endlich Schluss mit der Raterei: Wir fuhren zur Ultraschall-Untersuchung. Meine Einschätzung vor der Untersuchung: „Wir erwarten Welpen!“ ???
Sicher hätte man jetzt auch noch eine Woche länger warten können und eine Trächtigkeit wäre dann vielleicht offensichtlich gewesen. Aber es ging mir vor Allem um die Feststellung, ob im Falle einer Trächtigkeit nur einzelne Welpen geboren würden, wodurch ein natürlicher Geburtsverlauf erheblich erschwert oder unmöglich sein könnte. Ein Zählen der Früchte ist zumindest bei der Qualität von Ultraschallgeräten in normalen Kleintierpraxen sehr ungenau, weshalb ich generell darauf verzichte. Unser erster Wurf in 1998 bescherte uns statt 5 vorausgesagter Welpen gleich 11. Für solche Prognosen möchte ich meine Hündin nicht gerne großflächig am Bauch rasieren lassen.
Die Untersuchung am 25. Mai 09 wurde am stehenden Hund durchgeführt und war somit für Paula in keiner Weise belastend. Schnell waren einzelne Fruchtanlagen zu erkennen, unser C-Wurf war also unterwegs.
Die Waage in der Tierarztpraxis zeigte 28 kg an, welches sicher auch mit der Futtermäkeligkeit der letzten Wochen zusammen hing.
Nur zwei Tage nach dem Ultraschalltermin zeigten die Zitzen eine noch deutlichere Rötung und Schwellung als bisher. Selbst die beiden vorderen Zitzen im Brustbereich hoben sich so deutlich ab, wie ich es bei einer nicht tragenden Hündin bisher noch nicht beobachtet hatte.
Zum Ende der fünften Trächtigkeitswoche, die ja nun tatsächlich als solche bezeichnet werden konnte, war auch ein leichtes Auffüllen des Flankenbereiches hinter den Rippenbögen zu erkennen. Eher selten war ein wenig Absonderung klaren und etwas zähflüssigen Schleims aus der Vulva zu beobachten.
Die schon bekannten Begleiterscheinungen wie ausgiebiges Schlafbedürfnis und Futtermäkeligkeit hielten weiter an. Wir entschieden daher, Rodi-Gefrierfleisch anzubieten, an welches Paula als Welpen und Junghund gewöhnt war und welches sie damals bevorzugt gefressen hat. Das Futter ist sehr hochwertig und kann auch als Hauptfutter in der Trage- und Säugezeit dienen. Eine komplette Gefriertruhe voll sollte geliefert werden, hoffentlich frisst sie es auch!!!?
Zwischen unseren Hündinnen blieb es nach wie vor unkompliziert, alle Drei waren wie immer ein Herz und eine Seele. Paula Ihrerseits forderte aber nicht mehr zu den sonst üblichen Spielkämpfchen auf, räkelte sich dafür genüsslich auf dem Rücken und ließ es ruhiger angehen.

     
     

Sechste Trächtigkeitswoche
Die Woche begann wieder mit leichtem Fahrradtraining am Morgen über ca. 1 km im langsamen Trab. Am späten Nachmittag stand wie gewohnt unsere 3,5 km-Runde an. Paula war dabei keinerlei Anstrengung anzumerken.
Zu unserer Erleichterung stieß das neu angebotene Futter (Rodi) auf Paulas Begeisterung, selbst wenn ihr herkömmliches Futter untergemischt war. So wurden ihr morgens und abends je 2 Scheiben Rodi mit eine Tasse Softdiner gequollen sowie mittags ausschließlich 2 Scheiben Rodi angeboten. Alles wurde restlos gefressen.
Wenn wir auch Paula die Trächtigkeit ansahen, wunderten sich unsere Welpenbesucher, keine Hündin mit einem dicken Bauch vorzufinden. Ich musste zugeben, dass sich Paula neben unseren beiden kompakten Seniorinnen tatsächlich nicht als „Schwangere“ abhob. Vielmehr kam sie jetzt der kräftigeren Ausstellungskonkurrenz näher, der sie sonst wegen ihrer sportlichen Taille und den etwas hochgezogenen Flanken bei den Beurteilungen den Vortritt lassen musste.
Am Ende der sechsten Woche wog Paula 30 kg, hatte also seit der Ultraschalluntersuchung von vor 2 Wochen 2 kg zugelegt. Nach Einschätzungen zu diesem Zeitpunkt würde ich von einem mittelgroßen Wurf von 6 bis 7 Welpen ausgehen.

 
 
Siebte Trächtigkeitswoche
Wir beschlossen, die langsamen kleinen Fahrradrunden und die große Spazierrunde auch in der kommenden Woche noch fortzusetzen, solange Paula hiervon unbelastet blieb.
Bei unseren früheren sehr großen Würfen war die tragende Hündin zu diesem Trächtigkeitsabschnitt durch die Leibeszunahme schon relativ beschwert. Umso schöner war es nun für Paula, dass sie bis zum Ende der siebten Trächtigkeitswoche insgesamt zwar deutlich breiter geworden war, aber sich immer noch kein „Kugelbauch“ gebildet hatte. Paulas freudiges Laufen bei Spaziergang und am Fahrrad sowie gelegentliches genüssliches Rekeln auf dem Rücken ließen auf ihr gutes Befinden schließen. Wir freuten uns, dass ihr die Trächtigkeit bis zu diesem Zeitpunkt anscheinend wenig ausmachte.
Das Gesäuge bildete sich inzwischen deutlich aus.
     
     
Achte Trächtigkeitswoche
Besuche von Welpeninteressenten stellten wir in dieser Woche ein, um uns ganz auf die Hunde konzentrieren zu können.
Erneut begann die Woche mit leichtem Fahrradtraining, bei dem Paula nach wie vor freudig wedelnd wie im Ausstellungsring mittrabte.
Erneut wurde eine leichte Futterumstellung erforderlich, denn Paula beschloss ihrerseits, das untergemischte gequollene Trockenfutter zu verweigern und nur noch Rodi „pur“ zu fressen. Gleichzeitig steigerten wir erstmals die Menge. Also reichten wir ab Wochenbeginn 3 Mal täglich 400 Gramm Rodi.
Am liegenden Hund war zum Wochenbeginn der Welpenbauch nicht mehr zu übersehen, im Stehen und Laufen hätten Laien aber immer noch wenig von dem bevorstehenden Ereignis bemerkt. Nach 7 von 9 Trächtigkeitswochen dürften die Welpen nun gut 2/3 ihrer Geburtsgewichte erreicht haben.
Am Ende dieser achten Woche hatte Paula seit der Ultraschalluntersuchung am 28. Trächtigkeitstag 6,5 kg Gewicht zugelegt. Noch drei Tage zuvor waren es erst 5,5 kg. Die rapide Gewichtszunahme in den letzten Trächtigkeitswochen ist wirklich erstaunlich. Der Bauchumfang maß 80 cm - kein extremes Ausmaß ca. eine Woche vor der Geburt der Welpen.
Zur Wochenmitte erhielt Paula ihre zweite Impfe gegen Herpes und eine Wurmkur. Durch die hormonelle Umstellung der Hündin kann es ab dem 40. Trächtigkeitstag zur Freisetzung von ruhenden Wurm Wurmlarven im Körper kommen, die auch den Wurf belasten können. Daher empfiehlt sich eine vorsorgliche Kur zu diesem Zeitpunkt.
Unsere Tierärztin zeigte für meine Vorsicht Verständnis und impfte Paula im Kofferraum unseres Autos. Ein direkter Praxisbesuch des Hundes würde ein unnötiges Infektionsrisiko für Hündin und Wurf bedeuten.
Bei unserer großen Spazierrunde gönnte sich Paula zu unserem Schrecken ein kleines Wettrennen mit unserer Zehnjährigen im vollen Spurt. Toben mit anderen Hunden hatten wir in der zweiten Trächtigkeitshälfte nicht mehr zugelassen. Innerhalb unseres Rudels mit den beiden „Seniorinnen“ war das auch kein Problem, Paula hielt sich deutlich zurück. Aber diesmal stach eben doch der Hafer. Zum Glück war nichts passiert.
Dagegen bereitete uns zum Wochenende unsere 14jährige Ambra durch ihren zweiten Schlaganfall Sorgen. Die Behandlung zeigte aber bereits nach 2 Tagen deutliche Wirkung, so dass wir hoffen konnten, dass sie wieder gesund wird.
Die Woche schloss mit einem kleinen „Fotoshooting“ von Paula ab: „Schwangerschaftsimpressionen“ für unsere Welpeninteressenten!
     
     
Neunte (und letzte) Trächtigkeitswoche
Nie hätte ich mir vorstellen können, eine tragende Hündin noch eine Woche vor der Geburt am Fahrrad laufen zu lassen. Aber Paula machte trotz der deutlichen Gewichtszunahme immer noch freudig die üblichen Bewegungsaktivitäten mit. Selbstverständlich diktierte sie bei unseren morgendlichen Ausflügen über 1 km das Tempo im gemütlichen Trab und mit einigen „Schnüffelpausen“. Dennoch, in den letzen Tagen entschieden wir uns nur noch für kürzere Spaziergänge, zumal es draußen wärmer wurde.
Paulas gesamtes Verhalten deutete auf Wohlbefinden hin, was uns besonders freute. Immer noch genoss sie trotz der zunehmenden Bauchfülle Sonnenbäder in Rückenlage. Wir hofften sehr, dass der problemlose Verlauf der Trächtigkeit ein gutes Zeichen für die bevorstehende Geburt sein sollte und diese von Paula vergleichbar unkompliziert und instinktsicher gemeistert würde, wie bei ihrer Mutter und Großmutter.
Am Wochenanfang wurde unser Wintergarten ausgeräumt und die Wurfkiste aufgestellt, damit sich Paula frühzeitig damit vertraut machen konnte. Gleichzeitig begann ich mit den täglichen Messungen ihrer Körpertemperatur, um den hormonbedingten Temperaturabfall in den Stunden vor Geburtsbeginn mitzubekommen. Durch einen Abfall des Progesteronspiegels sinkt die Körpertemperatur deutlich ab und man kann davon ausgehen, dass die Geburt in den folgenden 24 Stunden einsetzt.
Am 62. / 60. Tag (ausgehend von den beiden Rüdenbesuchen) deutete bis zum Nachmittag noch nichts auf eine nahende Geburt hin. Hunde haben eine normale Körpertemperatur zwischen 37,5 und 39 °C. Nach den Messungen der letzten vier Tage schien Paula zu den „Kaltblütern“ unter Ihresgleichen zu gehören, wir maßen Werte von 37,1 ° bis 38 ° C, erkannten aber noch keinen zwischenzeitlichen Temperaturabfall von ein bis zwei Grad. Ihr gesamtes Verhalten blieb entspannt, so dass noch keine Vorbereitungswehen eingesetzt haben dürften.
Ihre Gewicht hatte in den letzten Tagen rapide zugenommen: Noch vor zwei Tagen wurde eine Gewichtszunahme von 7,4 kg, vor einem Tag bereits 7,7 kg und nun 8,2 kg ermittelt. Ihr Bauch war mittlerweile entsprechend rund geworden.
Allein von der Gewichtszunahme lässt sich nur ungenau auf die Welpenzahl schließen, denn es ist unklar, wie viel Gewicht der Wurf und wie viel Gewicht die Hündin selbst bei hochwertiger „Schwangerschaftskost“ zugelegt hat. Weiterhin weiß man nicht, ob schwere oder leichte Welpen erwartet werden und wie viel Fruchtwasser gebildet wurde. Nach meinen bisherigen Erfahrungen ergibt sich je Welpe ganz grob eine Gewichtszunahme der tragenden Hündin um gut 1 kg – falls diese nicht selbst aufgespeckt hat.
Mit Beginn ihrer letzten Trächtigkeitswoche reduzierte Paula ihre Futteraufnahme deutlich, in den letzten Tagen vor dem voraussichtlichen Termin nahm sie fast nur noch Leckerchen an. Täglich wurden daher nur noch 3 x 200 Gramm Rodi gereicht, welches zur Freude unserer verfressenen Kira einige Male für sie stehen blieb. Eine Schwangere im Rudel musste doch auch irgendwelche Vorteile haben!
Am Nachmittag des 62./60.Tages wurde Paula unruhiger als gewöhnlich. Sie wechselte häufig ihren Liegelatz, wühlte ihre Vetbeds durcheinander und schlich im Garten in den Stauden hinter unserem Gartenhäuschen umher. Aus Hundesicht wäre das vielleicht ein idealer Platz für den Wurf gewesen – Wurfkiste hin der her. Aber diesen Wunsch wollten wir ihr nicht erfüllen. Ebenfalls zeigte Paula durch Hecheln an, dass Vorbereitungswehen eingesetzt hatten. Zumeist vergehen dann bis zur Geburt noch viele Stunden, manchmal sogar ein oder zwei Tage. Den klassischen Temperaturabfall konnten wir bei Paula nicht beobachten. Vielleicht hing es damit zusammen, dass ihre Normaltemperatur ohnehin am unteren Level lag und eine Entwicklung somit weniger deutlich wurde.
Ein wichtiger Abschnitt schien sich dem Ende zuzuneigen und ein nicht weniger wichtiges und spannendes Ereignis stand kurz bevor. Mein „Klappbett“ vor der Wurfkiste war aufgeschlagen, alle Vorbereitungen waren getroffen. Nun hieß es abwarten.

Mehr darüber ist im Abschnitt „Geburt“ zu lesen.
     

Probeliegen in der Wurfkiste am 60. / 58. Tag